Der Sturz vom Dach der Peterskirche

Sage vom Sturz vom Dach der Peterskirche
Spread the love

Viele Sagen prägen unsere Altstadt. Überall finden sich Figuren und um diese ranken sich alte Geschichten. Eine davon ist die vom jungen Kupferdecker Franz Hesse, der vom Dach der Peterskirche fiel. Und diese Sage ist sogar ein bisschen wahr…

Die Figur am Kirchendach

Seit Kindertagen kennen alle kleinen Görlitzer die Figur am Dach der Peterskirche, gleich beim Eingang in die Krypta, wo ein Mann hinunter stürzt. Er hat die Beine über kreuz und die Arme hinterm Kopf verschränkt.

Und unweit dieser Stelle ist ein helles Kreuz im schwarzen Kopfsteinpflaster, was die Stelle des Aufpralls markieren soll. Touristengruppen werden bis heute hier her geführt. (Im Foto am Schatten der Lampe).

Aber wie soll es denn nun gewesen sein?

Die Sage

Ich habe mal in 4 kleinen Sagenbüchern quer gelesen. Alle enthalten diese Geschichte und stehen bestimmt in Omas Bücherschrank, ein paar finden sich in der Stadtbibliothek oder ihr geht mal in ein Antiquariat.

Demnach war es der 3. August 1776 und an der Peterskirche fanden Sanierungsabreiten am Dach statt. Es soll sich bei dem Kupferdecker um den 22-Jährigen Franz Hesse aus Goldberg gehandelt haben.

Er rutschte also vom Dach und schlug geistesgegenwärtig seine Axt in einen Balken. Da baumelte er nun am Griff der Axt. Aufgeregt brachten die Menschen Strohsäcke, Fetterbetten, Tücher, um das Unausweichliche, nämlich den Absturz aus gut 10 Meter Höhe, abzufedern. Doch – oje – Franz verfehlte das rettende Lager und schlug hart auf dem Kopfsteinpflaster auf. „Sein Körper ward sogleich entseelt“, heißt es.

Eine zweite Lesart behauptet, die Axt habe ihn doch gerettet und den sicheren Tod verhindert. Na, wir waren leider alle nicht dabei…

Geschichtliche Überlieferung

Sagen sind das eine, was in den Büchern und auf Grabsteinen steht, das andere…

Demnach sei die Figur am Kirchendach nur ein „Wasserspeier“, ein Schmuckelement also. Sie sei auch viel älter, wie die Sage vom Kirchensturz von 1776. Solche Wasserspeier hat die Peterskirche einige. Bekannt sind auch diese drachenähnlichen Figuren:

Wasserspucker-Peterskirche

Um ein solches „Schmuckelement“ habe sich die Sage also ersponnen.

Völlig aus der Luft gegriffen sei es dennoch nicht.
Einen Franz Hesse, 22-jährig, aus Goldberg, der vom Dach der Peterskirche gefallen ist, gab es wirklich. So ließ der Rat der Stadt an der Mauer des Nikolaifriedhofs eine Tafel anbringen. Wohlgemerkt an der Stelle, die sonst nur den gut betuchten Bürgern vorbehalten war. Darauf stand: „Er endigte sein 22jähriges Leben allhier in Görlitz, den 3. August 1776, indem er nachmittags um drei als Kupferdecker bei Änderungen des Kirchendaches zu St. Peter und Paul 84 Ellen hoch herabfiel. Den 6. dieses Monats wird sein sogleich entseelter Körper an dieser Stelle offentlich zu seiner Ruhe gebracht.“

Bis heute wird gerätselt, wie der Kupferdecker so weit fallen bzw springen konnte? Das Kreuz am Boden ist tatsächlich weit weg von der be-sagen-den Absprungstelle. Diese Frage soll uns aber nicht von der Tragik der Geschichte abbringen.

Genau genommen ist es eine Geschichte, die für viele Bauunfälle dieser Zeit steht. Mit der Sage wurden ihnen allen ein „Denkmal“ gesetzt, dass die Zeiten überdauert.


Hier unter dem Beitrag sind so bunte Symbole. Damit könnt ihr den Beitrag an Freunde teilen über Whatsapp, Instagram, Twitter, per eMail etc. Probierts mal aus!


Spread the love