Unterwegs im Frenzelland – Königshain

Neues-Schloss-Königshain
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Kommen wir nach dem Abstecher nach Girbigsdorf zum Hauptwohnsitz des unfassbar reichen Hans Frenzel: Königshain. Hier baute er seinen Landsitz aus. Folglich war der Untermarkt 5 also sowas, wie die Geschäftsstelle und Königshain die (Sommer)Residenz.

Über die Handelsstraße Via Regia

Ich will eigentlich über die alte Kreisbahn nach Königshain radeln und habe Mc Donalds und die Umgehungsstraße im Kopf, da lacht mich Heilige-Grab-Straße das Muschelsymbol der Via Regia an und ich denke: Mensch na klar! Ein Kaufmann im Fernhandel fuhr garantiert ein Stück Via Regia, um nach Königshain zu kommen.

Und so folge ich dem Muschelsymbol am Klinikum.

Muschelsymbol der Via Regia an der Mauer vom Klinikum, Zeppelinkreuzung

Hinter dem Stadion “Junge Welt” biege ich nach rechts in die Stadtgrenze (Straßenname), weiter durch Kirsch und Apfelbäume, bis zur Umgehungsstraße.

Weiter über die Kreisbahn

Ab da wird es der Radweg auf der alten Kreisbahnstrecke.
An dem Punkt, wo Kreisbahn und Via Regia sich trennen, entscheide ich mich für die Kreisbahn. Die Via Regia führt über Ebersbach, Liebstein (Frenzel!) zur Hochsteinbaude. Das triftet mir zu sehr ab, denn ich will direkt zum Schloss in Königshain.

Links die Kreisbahn nach Ebersbach-Königshain.
Rechts die Via Regia nach Ebersbach-Liebstein-Königshain.

Die Kreisbahn haben damals einheimische Firmen mitgebaut und die Stadt Görlitz mitfinanziert. So konnte besser Granit aus Königshain nach Görlitz transportiert werden (der Viadukt ist aus Königshainer Granit) und der Tourismus angekurbelt werden. Das es nun ein Radweg ist, verdanken wir ebenfalls Görlitzern!

Schild Geschichte der Kreisbahn

Königshain

9 km später bin ich in Königshain. Luftlinie sind es 6,62 km zur Spitze der Landeskrone.

Blick nach Görlitz zur Landeskrone und dem Isergebirge
Man kann nicht viel falsch machen.

“Kunigeshain” wird 1298 erstmals urkundlich erwähnt. Eine Gemahlin des bömischen Königs soll wohl hier ein Jadgquartier unterhalten haben. In jedem Fall gesichert ist, dass Königshain – wie der Name schon sagt – dem bömischen König gehörte.

1367 verkauft der deutsch-böhmische König Karl IV den umliegenden Wald an Ramfold von Gersdorff (auch eine ganz spannende Familie, die stark Görlitz und die Oberlausitz prägte!) und so wurde aus königlichem Besitz adeliger Besitz.

1465 schnappt sich Bartholomäus Hirschberg das Dorf, ein Ratsherr aus Görlitz – da geht es los, das Dörfer-Monopoli der Görlitzer Ratsherren. 3 Generationen behielten es die Hirschbergs, dann bekam es 1504 Hans Frenzel. So, jetzt ham was!

Der Steinstock

Man erwartet von einem unfassbar reichen Kaufmann, der 11 Dörfer besaß und Königshain zu seinem Landsitz auswählte, irgendwas großes, pompöses. Tatsächlich wohnte Hans Frenzel im Steinstock. Das ist das kleinste Objekt im Schlossareal.

Steinstock von der Süd-West-Seite.
Steinstock (links) von Osten.
Renaissance Portal des Steinstock, sieht bisschen nach Görlitz aus.

Das Frenzel-Schlösschen besteht aus Granitbruchsteinen und hat nur einen Wohnraum im Obergeschoss. Die Decke ist ein Tonnengewölbe. Datiert ist es auf 1200.

Das Alte Schloss, Wasserschloss

Größer wird es mit dem Wasserschloss, dass der Frenzelsohn Joachim von Frenzel ab 1556 direkt neben Vaters Steinstock erbauen ließ. Joachim pflegte auf Königshain einen adeligen Lebensstil. 1668 brannte es allerdings ab. Was wir sehen, ist also ein Nachbau.

Eingang Wasserschloss mit 2 Turmvorbauten
Die Brücke ins Wasserschloss. Es war mal komplett von Wasser umgeben.
Nur durch eine schmale Gasse von Vaters Steinstock getrennt. Innen 4 Kamine.
Manches macht nachdenklich.

Die Erbfolge von Königshain

Ich nehme es vorweg: Königshain blieb vom 1504 bis 1945 in Frenzelhand! Allerdings lässt sich die Verwandtschaft nur über die weibliche Ahnenlinie herstellen. Und da Frauen bei der Ehe ihren Nachnamen verlieren, ihre Güter von den Ehemännern verwaltet werden und wir folglich in den Geschichtsbüchern nur die Entscheidungen der Männer zu lesen bekommen, muss man bisschen forschen, um es zu durchschauen.

Joachim von Frenzel (Sohn des Hans Frenzel) hatte einen Sohn, Peter, der jedoch vor ihm starb und kinderlos war. Also ging das Erbe 1565 an seine drei Töchter und eine, die Barbara Frenzel, hatte Paul von Liedlau auf Schönberg und Halbendorf geheiratet. Ein Nachfahre nun wieder, Paul Georg, verkaufte es 1660 an Ernst Moritz von Schachmann. Da war drum herum 30-jähriger Krieg und das Anwesen sehr verwüstet.

Und dieser Ernst Moritz von Schachmann war ein Nachfahre von Barbaras Schwester Anna, die 1571 Jakob von Schachmann geheiratet hatte. Weibliche Ahnenlinie!!! Der Ur-Ur-Ur-…Opa ist immer Hans Frenzel.

Nachdem verschiedene Schachmanns das Objekt besaßen, erbte 1752 alles der 27-jährige Carl Adolph Gottlob von Schachmann und baute das Neue Schloss! 200 Jahre hatten also alle im alten Schloss gewohnt.

Das Neue Schloss

1764 war Baustart, 1766 war Einzug in das neue Barockschloss.

Neues Schloss von vorn. Links die Küche, rechts das Kavaliershaus.
Gartenseite mit vorgestellten Mitteltrakt
Hin zum neuen Schloss führt eine Apfelallee…
… die zu einer Pferdeschwemme führt.

Dieser junge Carl Gottlob von Schachmann war ein fortschrittlicher Mann. Er gehörte zu den Mitbegründern 1779 der Oberlausitzschen Gesellschaft der Wissenschaften in Görlitz (da schließt sich dort wieder der Kreis). Er war Kunstsammler, Altertumsforscher und interessierte sich für physikalische Studien. So war das neue Schloss in Königshain auch eines der ersten Objekte in der Oberlausitz, was eine Blitzschutzanlage hatte! (Das alte Schloss war 1668 wegen Blitzschlag abgebrannt!)

Und auch sonst war Carl Gottlob fortschrittlich: Er hob die Erbuntertänigkeit seiner Bauern auf. Feldarbeit bezahlte er. Bauern, Gärtner und Häusler bekamen persönliches Pachtland. Als er 1789 starb, wurde ihm im Schlosspark ein Denkmal aus Granitplatten aufgetürmt. Darauf steht: “Dem letzten edlen von Schachmann, einem Menschenfreund und Vater seiner Untertanen.”

Schachmann Denkmal
Warum das rot beschmiert werden musste, werden diese Banausen selbst nicht wissen.

Carl Gottlob starb 1789 kinderlos. Der Besitz fiel an seine zweite Frau Antoinette von Damnitz und die vermachte es ihrem Neffen Carl Heinrich Ludwig von Heynitz, der 1798 das Erbe antrat. Der letzte Heynitz, der 1945 das Schloss besaß, wurde von den Sowjets verhaftet, ins Bautzner Gefängnis gebracht und verstarb dort unter erbärmlichen Umständen.

Kriegsfriedhof

Und auch das gehört zur Geschichte des Schloss Königshain: In den letzten Kriegsmonaten 1945 wurden verwundete Soldaten nach Königshain gebracht, dass in einen Hauptverbandsplatz umfunktioniert worden war. Es mussten zwei Gräberfelder für 313 gefallene deutsche Soldaten angelegt werden.

Bekommen wir mal klar, dass in den Krieg ziehen bedeutet, sterben zu gehen?
Können Menschen mal aufhören, blutjung ihr Leben wegzuwerfen? (17!)

Der Azaleen und Rhododenronpark

Wer hat ihn angelegt? Na klar, ein Görlitzer 1994 😉 . Mitte-Ende Mai ist er am schönsten. Ich sag es ungern, aber er ist tatsächlich schöner, als der Schellergrund oder der Görlitzer Stadtpark.

Käutergarten des Hortus Amabilis eV

Und auch das gehört heute zum Schloss: 1998 wurde ein großer Kräutergarten angelegt. Einzelne Beete werden in Patenschaften gepflegt, Mitstreiter sind gern gesehen.

Kräutergarten
Das süße Gärtnerhäuschen.

Damit habe ich den Bogen geschlagen von Görlitz nach Königshain im Frenzelland und in die Frenzel-Familiengeschichte.

Besichtigungen sind möglich, im Schloss befinden sich Ausstellungen, man kann Räume mieten, Veranstaltungen laden ein. Darüber hinaus hat Königshain heute noch sehr viel mehr zu bieten, Infos.

Immer einen Besuch wert: Schloss Königshain im Frenzelland.

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