Vorbereitung Ausstellung “Zu guter Letzt”

Ausstellung-Zu-guter-Letzt-Goerlitz
Spread the love

Wir alle kennen die Alte Trauerhalle oberhalb vom Nikolaifriedhof, einem der schönsten barocken Bergfriedhöfe Deutschlands. In dem Backsteingebäude von 1874 sitzt auf der einen Seite die Friedhofsverwaltung. Der alte Trauersaal unter der Kuppel steht meist leer. Noch! Denn hier regt sich nun was und eine Dauerausstellung soll entstehen. Sowas jedoch braucht einiges an Vorbereitung und letztlich auch Geld. Heute ging es los…

Alte Trauerhalle von 1874

Der unbekannte Ort

Ich selber war vorher noch nie in der Alten Trauerhalle. Ein heller, freundlicher Ort. Gut in Schuss, jedoch meist ungenutzt.

Für Vorträge eher schlecht, da es ein ziemliches Echo gibt. Für Musik wiederrum durchaus geeignet. Nun also in Vorbereitung auf eine Dauerausstellung und damit ein neuer Ort für Kultur in Görlitz.

Rechtschreibung von 1874
Nur wer drin ist, kann rausgucken und diesen Blick erhaschen.

Um was geht es bei “Zu guter Letzt”?

Wer in den letzten Jahren immer mal bei den Friedhofsführungen mitgegangen ist (hier das Jahresprogramm), hat bereits davon gehört, dass es eine Sammlung gibt, die der Friedhof aus Spendengeldern bereits gekauft hat. Die Sammlung beinhaltet Erinnerungsstücke aus einer Zeit, bevor es Fotografie gab. Heute haben wir von einem lieben Verstorbenen meist ein Foto irgendwo stehen bzw. hängen und können uns erinnern. Auch 1840, 1870 oder noch 1920 gab es dieses Bedürfnis. Die Sammlung beinhaltet zum Beispiel geflochtene Haarsträhnen von Verstorbenen – sogenannte Haarbilder. Dazu Stickerein mit Gedichten zum Trost und für neue Hoffnung. Aber auch Zeilen zur Mahnung, dass wir alle sterben müssen und deshalb unsere Zeit nutzen sollten. Das alles verziert mit aufwändigen Holzarbeiten, Engeln, Blüten u.v.m.. Alles meist gerahmt. Ein insgesamt wenig erforschtes Themenfeld der privaten Erinnerungskultur.


Die Exponate stammen aus einer privaten Sammlung und sind inzwischen in Görlitz. Der Kurator der Ausstellung hat sie bereits sortiert nach Themen und katalogisiert. Viele Gespräche wurden geführt, wie man künftig die Ausstellung präsentieren könnte. All diese Dinge sind schon in den vergangenen Monaten passiert.
Heute war erste “Stellprobe” in der alten Trauerhalle.

Da schlummern die Exponate noch gut geschützt in Kisten.

Vorbereitende Arbeiten

Dazu musste das “Dornröschen” erstmal geweckt werden. Wenn ein Ort so selten genutzt wird und dann eine neue Aufgabe bekommt, dann muss kräftig geräumt, umgebaut und geputzt werden:

Zunächst musste alles raus, was es drinnen gerade nicht braucht. Hier die Umlagerung der Vitrinen, ganz vorsichtig und mit viel Fingerspitzengefühl.

Dann wünschte der Kurator vier freie Ecken. Also mussten die Männer vom Friedhof dieses alte Podest entfernen.

Ihr ahnt es, dass man unmöglich auf so vielen Sägespänen eine Ausstellung bauen kann. Also war eine Runde der Besen dran und hinten dran gleich noch der Schrubber. Fünf Wassereimer später hatte ich das Gefühl: Ja, in diesem Raum kann nun etwas schönes, neues entstehen.

Es folgte eine erste Stellprobe des Ausstellungs-Mobilars:

Gefolgt von – schon wieder putzen: Alle Flächen sauber wischen.

Kleine Schätze verdienen eine saubere Umgebung.

Und dann ging es ganz vorsichtig ans Auspacken der Exponate, die teils schon 150 Jahre alt sind.

Dann waren 3 Stunden weg.

Es steckt erstaunlich viel Arbeit in der Vorbereitung einer Ausstellung. Und diese ist noch längst nicht abgeschlossen. Der Kurator wird nun überlegen, wie genau die Stücke präsentiert werden sollen, immer wieder nochmal was umrücken und vielleicht noch was bauen lassen. 2x werden wir das “Dornröschen” noch durchputzen, bis es hoffentlich im November heißt: “Zu guter Letzt – Eine ungewöhnliche Ausstellung zum (Weiter)leben“.

Reparieren und putzen

Unter der Anleitung von Ober-Denkmalschützer a.D. Peter Mitsching war heute (1.7.2021) Exponate reparieren und putzen dran. Aber wie handhabt man 150 Jahre alte Schätze richtig? Herr Mitsching (gestreiftes Hemd) hat es uns erklärt:

  1. Die brüchigen, buckeligen Rückseiten müssen wieder geschlossen werden, damit keine Nässe und Schmutz reinkönnen.

2. Dazu muss erstmal das, was da so rumfleddert, vorsichtig mit einem Skalpel abgekratzt werden.

3. Dann wird auf die vorbereiteten glatten Flächen ganz fetziges Spezialklebeband zugeschnitten und aufgebracht.

5. Nochmal anfeuchten, schon klebts und zwar genau dort, wo es soll.

6. Dann vorsichtig den Rahmen entstäuben. Nicht etwa nass abwischen. Da kann Farbe, Geklebtes, Gold,… alles abgehen. Außerdem kann Wasser zwischen Glasplatte und Rahmen kriechen oder das Holz aufquellen lassen und das Exponat beschädigen. Fallstricke ohne Ende! Also wird abgepinselt. Und tatsächlich: Es flog eine Mini-Staubwolke vor dem Spezialpinsel her. Funktioniert also.

7. Danach nochmal mit einem statischen Pinsel drüber, der die gelösten Staubpartikel alle ansaugt.

8. Final mit einem feuchten Schwämmchen (aber bloß feucht, auf keinen Fall nass) die Glasplatte reinigen. Und schnell wieder trocken rubbeln.

Diese liebevolle Restaurierung und Pflege durchlaufen nun alle ca. 150 – 200 Exponate. Heute haben wir in 3,5 Stunden ca. 60 geschafft. Die Wichtelwerkstatt muss also noch ca. 2x zusammen kommen. Bei den schwierigen Fälle (gesprungene Glasplatten, verrutschte Bilder im Rahmen, Nägel fehlen etc) muss der Profi ran. Aber ehrlich, ich glaube, die Exponate haben heute alle geschnurrt bei so viel “Streicheleinheiten”…

Das liebe Geld…

Bissl verrückt ist es ja, schonmal anzufangen, ohne alle Kosten drin zu haben. Aber es gibt Dinge, die will man so unbedingt. Zum Beispiel den Erhalt dieser historischen Volkskultur, die es heute gar nicht mehr gibt. Deswegen muss es einfach irgendwann losgehen. Irgendwann war heute.

Was nun noch fehlt sind Förderer und Sponsoren, um die 280 Bilder und Stücke aus einer verschwundenen Erinnerungskultur zeigen zu können. Bisher hingen die Exponate in einer privaten Wohnung und wurden noch keiner breiten Öffentlichkeit gezeigt. Und wo passt so eine Ausstellung besser hin, als auf einen Friedhof? Auf unseren Friedhof?

Was fehlt jetzt noch?

  • Es müssen zusätzliche Stellwände her, denn die Bilder haben auf den Podesten gar keinen Platz und wirken auch nicht wirklich im Liegen. An die Wände der Halle kann jedoch nicht gebohrt werden.
  • Es fehlt noch die gesamte Beschriftung. Also kleine Texte, die die Bilder erklären, etwas zu den Herstellungstechniken erläutern oder es in den zeitlichen Zusammenhang bringen. Der schöngeistige Teil der Arbeit. Das Ganze natürlich mit ansprechendem Layout.
  • Die Bilder selber müssen nicht nur gereinigt werden, sondern brauchen manchmal auch noch kleine Reparaturen. Hier was kleben, da was wieder zusammenschrauben.
  • Jetzt, da die selten genutze Trauerhalle geöffnet werden soll, muss auch nochmal der Maler kommen und hier und da was ausbessern, wo der Zahn der Zeit genagt hat.
  • Dann braucht es kurz vor der Eröffnung Werbung, bestimmt auch nochmal einen Flyer, den man den Menschen mitgeben kann.
  • Und die Eröffnung wäre natürlich am schönsten als richtig festliche Veranstaltung mit musikalischer Untermalung.

Geplant ist dann die Öffnung des Hauses mit dieser Dauerausstellung. Darüber hinaus soll es Führungen geben. Dies alles erklärt der Flyer unten ausführlich. Anbei auch die Kontonummer, wer das Zustandekommen dieser ganz besonderen Ausstellung final unterstützen will. Ganz herzlichen Dank dafür.

Spende für “Zu guter Letzt”
Städtischer Friedhof
IBAN: DE94 8505 0100 0000 0441 99
BIC: WELADED1GRL
Sparkasse Oberlausitz – Niederschlesien


Hier unter dem Beitrag sind so bunte Symbole. Damit könnt ihr den Beitrag an Freunde teilen über Whatsapp, Instagram, Twitter, per eMail etc. Probierts mal aus!


Spread the love