Ein Büchlein über Görlitzer Sagen ist mir am Silvestertag 2020 in die Hände gefallen. 1863 zusammen getragen von Predigtamtskandidaten Karl Haupt. Im Dezember 1936 veröffentlicht von Hoffmann & Reiber (Verlag/Druckerei).
Und was muss ich da lesen? Von Getreideregen, Schwefelregen, Feuer am Himmel, seltsamen Vorzeichen und Blutwasser. Lauter Wunderzeichen in Görlitz! Ein Erstes konnte bereits entschlüsselt werden. Wer weitere erklären kann: Bitte melden!
Der Getreideregen
„In der Nacht vom 25. zum 26. Juni 1571 fielen mit einem Regen um Görlitz und Lauban Körner auf die Erde, welche teils wie Roggen, teils wie Erbsen, teils wie Getreide aussahen, denn etliche waren länglich, etliche aber rund. Man fand sie zu Görlitz des Morgens früh in den Gärten und auf dem Acker so häufig ausgestreut, daß man sie auflas, dörrte und mahlen ließ, auch davon Brot buk, welches gegessen wurde und einen fürstlichen Geschmack hatte. Die Körner gaben sehr viel Mehl, und man konnte von einer Messe so viel backen, als von einem halben Scheffel Korn. Solcher Getreideregen erneuerte sich am 18. August 1606. Da hat man hin und wieder bei der Stadt Görlitz und sonderlich auf der Laubaner Straße hin fliegendes Korn gesehen. Viele haben es mit den Händen aufgefangen und viel zusammen gebracht.“
*Entschlüsselung
Thomas hat sich gemeldet und schreibt:
“Sind Wurzelknötchen einer Butterblumenart, die Pflanze stirbt nach dem blühen ab, eine starke Windböh reicht aus um die Knötchen aufzuwirbeln, die Knötchen sind essbar und diese Blume in Schlesien damals sehr häufig.”
Gibt man bei Google ein “Ueber die sogenannten Getreide- und Schwefel-Regen von H. R. Göppert”, kommt man zu einem sehr langen PDF von 1831, welches es genauestens erklärt.
Schwefelregen
„Den 21. Mai 1622, nachmittags um 4 Uhr, fiel ein starker Schwefelregen, so daß eine große Menge Schwefelkörner gesammelt worden ist.“
Schwert am Himmel
„Mittwoch vor Pfingsten des Jahres 1537 ist zu Görlitz von vielen Leuten ein Schwert am Himmel gesehen worden. Nachmals am 20. Mai, Mittwoch nach Pfingsten, ist an unterschiedlichen Orten bei hellem lichten Tage Feuer vom Himmel gefallen, worauf bald folgendes Jahr nach Ostern eine große Teuerung ausgebrochen, wovon alle Jahrbücher voll sind.“
Vorboten der Pest
„Anno 1585 vom 24. August bis Anno 1586, den 21. Februar, wütete in Görlitz das sogenannte große Sterben, woran über 2.300 Menschen ihr Leben einbüßten. Diese Pest wurde damit vorangedeutet, daß mitten im Sommer die wilden Gänse fortzogen, die Hunde greulich zu heulen anfingen und den 19. Februar 1585 der Blitz in das Rathaus einschlug und ein Fenster beschädigte. Ebenso ward eines Nachts in der Mitte des Juni ein unausstehlicher Geruch und Geschmack wie nach glimmendem Feuer oder angezündetem Schwefel wahrgenommen, so daß man hier und da glaubte, es sei Feuer ausgebrochen. Es hat sich aber hiernach befunden, daß es ein giftiger Pestgestank gewesen.“
Und:
„Anno 1607, im August und September, haben wider den Lauf der Natur in und um Görlitz die Rosen wiederum angefangen zu blühen, worauf das nächste Jahr eine kleine Pest erfolget ist, welche 83 Personen hinweggerafft hat.“
Vorzeichen des Todes der Görlitzer Bürgermeister und Geistlichen
“Am 21.Januar 1507 starb Georg Emmerich, Erbauer des Heiligen Grabes und Stifter des Hospitals zu Unserer lieben Frauen in Görlitz, und ward in seines Vates Grab gelegt. An seinem Sterbetage verschwand das eiserne Türlein am Heiligen Grabe und wurde nach langem Suchen in einem Teiche wieder aufgefunden. Man hielt das allgemein für ein Vorzeichen des Todes dieses merkwürdigen und berühmten Mannes.”
Und:
„Vor dem Tode Frank Kösters im Jahre 1649 sowie Bartholomäus Gehlers 1671 löschte die Kerze vor dem Altare aus. Dies ist nach der Meinung der Leute das gewöhnliche Anzeichen von dem Tode eines Ratsmitgliedes oder Geistlichen. Als am heiligen Christtage 1694 eine Kerze auf dem Altare verloschen war, deutete dies der Primarius Fetter selbst auf sich und sagte zu einer alten Frau: “Es ist etwa am heiligen Feiertage auf dem Altare eine Wachskerze ausgelöschet und viel Redens dessetwegen, als sollte es den Tod eines Priesters bedeuten, und wer weiß ob mich´s nicht am ersten betrifft. Nun, Gott, geb´s mir selig.“ Bald daraus ist der Primarius auch wirklich plötzlich vom Schlage gerührt worden und gestorben.”
Und:
“In dem selben Augenblicke, als der Primarius Balthasar Dittrich am 25. November 1614 verschied, riß der Glockenstrang während des Läutens zum Küraktus.”
Blutiges Wasser
“Anno 1630, den 26. November, hat man zu Görlitz am Graben vor dem Reichenbacher Tore auf dem Eise große rote Flecken wie von Blut gesehen. Da ist der Bürgermeister mit vielen hundert Menschen hinausgegangen, der Torhüter ist ins Wasser gestiegen und aht einzelne Stücken Eis heraufgebracht, die aber in helles klares Wasser zerschmolzen sind.”
Und:
“Ebenso hat man Anno 1631, dem 4. Januar, in demselben Wassergraben einen förmlichen Blutquell entdeckt, wovor sich viele tausend Menschen entsetzt haben. Noch in demselben Jahre aber, den 31. Oktober, wurde Görlitz von den Kaiserlichen besetzt.”
Schützender Sonnentau
“Ist einer von einem bösen Geist besessen, so hängt ihm Sonnentau um den Hals, dem Kräutlein kann der Teufel nicht widerstehen und wird alsbald von ihm ausfahren.“ (Anmerkung: Es kann nie genug Sonnentau geben!)
Ein Beitrag vom 31.12.2020, ergänzt am 15.1.2021, 80 Likes
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