Denkmal der Liebe in Görlitz

Denkmal der Liebe Görlitz
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Anlässlich des Valentinstages will ich was von Liebe erzählen, von Tragik, von Schönheit. In Görlitz gibt es ein „Denkmal der Liebe“. Eine unbekannte Perle, die zu einem Spaziergang verführt und zum knutschen einlädt. Bitte hier entlang…

Noch nie davon gehört…

Ende Januar schickte mir ein Bekannter ein Foto und sagte: „Denkmal der Liebe, was ist denn da los? 😳 Ich schlepp da meine Frau hin zum Knutschen, abgesperrt…“. Ich musste passen. Weder wusste ich, wo er gerade war, noch warum das Objekt abgesperrt sein könnte. Tatsächlich befindet es sich in einem so toten Winkel all meiner Spaziergänge, dass ich über 40 Jahre weder dran vorbei gekommen bin, noch mich je (zufällig) hin recherchiert hätte. Aber jetzt!

Ich las quer, googelte rum, schnappte mir eine Freundin und los ging es auf Expedition in den Wäldern zwischen Weinhübel~Biesnitz und Kunnerwitz.

Anreise

Wir parkten in der Gegend von Waldkindergarten und (ehemaligem) Tierheim und dann ging es zu Fuß weiter. Dort also an der Hühnerfarm vorbei, runter zu einem der Göttlich-Teiche.

Dort drüber weg und im Wald erstmal nach links, Richtung Weinhübel. Beim ersten Abzweig jedoch nach rechts auf Kunnerwitz zu. Und nun einfach dem schmalen Pfad folgend bei herrlichsten Sonnenschein. Allein das war ein Genuss.

Durch quer liegende Bäume…

Und vorbei an mystischen Bäumen.

Keine 20 Minuten später waren wir schon am Ziel.

Es war einmal…

… ein junger Mann mit Namen Carl Edmund Schulz, geboren am 12. Januar 1815 und gestorben am 30. September 1835. 20 Jahre alt also. Ihm ist das Denkmal gewidmet. Und weil es die Inschrift trägt: „Denkmal der Liebe, dem früh entschlafenen…“ bekam es im Volksmund seinen Namen.

Wer stellte mitten in den Wald ein 2 Meter hohes Denkmal aus Sandstein? Reich verziert, wie es inzwischen völlg unüblich geworden ist und sicher heute unbezahlbar wäre.

Wer wählte überhaupt einen Standort im Wald, zusätzlich zu einem Friedhof? Und wer bezahlte außer einer Beerdigung noch einen weiteren aufwändigen Gedenkort? Wer ließ einen Engel meißeln, der in der einen Hand einen Palmzweig hält und die andere Hand tröstend auf das Haupt einer trauernden Frau legt – oder gar auf den Kopf des Jünglings selber?

Wer war nur so untröstlich ob des Verlustes von Carl Edmund Schulz, dass er dies alles tat?

Die Antwort ist, es weiß keiner.

Raum für Spekulationen

Gerade darin liegt die Magie dieses Denkmals.
Jeder kann sich darin wieder finden: Die trauernde Mutter in ihrer unendlichen Liebe. Der Vater in seinem Schmerz um seinen Jungen. Die Untröstlichkeit einer jungen Witwe und seiner (vielleicht) vorhandenen Kinder. Die Tragik in der ganzen Familie, von Großeltern, zu Brüdern und Schwestern, bis hin zu Onkels, Tanten, Cousins und Cousinen. Aber auch die Lücke, die nun Nachbarn, Freunde, Bekannte empfanden. Jeder, der zur Liebe fähig ist, könnte es gewesen sein, der diesen Sandstein-Obelisk in den Wald oberhalb des Kunnerwitzer Wassers stellen ließ, nach 1835.

Fast vergessen

Es gab mal einen Waldlehrpfad hin zum Denkmal. Gleichzeitig mit ihm wurde eine Bank und ein Tisch am „Denkmal der Liebe“ errichtet.

Alles verfiel und verschwand, als die Fördergelder für die Pflege ausblieben.

Und nun ist es also zugebrettert und überdacht.

Das hat einen guten Grund.
Mein Beitrag hier hat über „zwei Kollegenecken“ den richtigen Sachbearbeiter im Bau- und Liegenschaftsamt – Sachgebiet Straßenbau/ Stadtgrün erreicht und der schreibt:
„Die Auflösung zur Frage wieso das Denkmal abgesperrt ist, ist ganz einfach: Es ist nicht abgesperrt, sondern es hat eine temporäre Wintereinhausung zum Schutz vor negativen Witterungseinflüssen im Winterhalbjahr. Spätestens Anfang Mai wird die Einhausung wieder abgebaut, und man/ frau kann das Denkmal wieder ohne drumherum anschauen und sich daran freuen. Die Wintereinhausung nur kurz für den Valentinstag abzubauen, ist leider nicht leistbar :-)“

Mit einem Selfistick kann man dennoch einen Blick auf das Denkmal erhaschen.

Rückweg

In alten Erzählungen steht, es gäbe einen direkten Weg über das (Stadt)Gut Kunnerwitz. Na… da ist inzwischen ein Tor. Das geht nicht mehr.

Wir haben uns entschieden, einen kleinen Rundweg aus unserem Spaziergang zu machen und haben die Flussseite gewechselt. Erst auf die Baracke zu, die inzwischen saniert im Wald steht und dann rechts halten auf den Trampelpfaden, denen nun die vielen Gassigänger vom Tierheim fehlen und die über kurz oder lang alle verschwinden werden.

Es gibt noch einen kürzeren Weg (grün). Bis zur Baracke kann man nämlich fast mit dem Auto fahren und dann sind es zum „Denkmal der Liebe“ nur 300 Meter bzw 5 Minuten.

Hinten dran noch was Schönes

Das Ganze lässt sich erweitern um einen schönen Kuchen, einen leckeren Kaffee, vielleicht auch ein Mittagessen oder Abendbrot. Die Gaststätte „Zur Windmühle“ empfängt regelmäßig ihre Spaziergänger und Gäste. (Weinhübler Straße 22).

In meinen Augen besonders schön: Gravierte Tische, bestickte Polstermöbel, beschriftete Wände.

Das alles mach ich nicht, wenn ich unsicher bin, ob es mein Lokal in 2 – 5 – 10 Jahren noch geben wird oder ob dann bereits der 100ste Dönerladen hier eröffnet. Das tu ich nur, wenn ich mir sicher bin, dass mein Traditionshaus, welches seit 1865 besteht, auch weiter existieren wird. (Zur Geschichte der Windmühle). Das hängt natürlich ganz entscheidend davon ab, ob wir alle dort einkehren nach unseren Spaziergängen…


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