Görlitz muss seit Oktober 2022 ohne Restaurant und Turm auf seinem Hausberg, der Landeskrone, auskommen. Vorraussichtlich bis 2025. Und so rücken die vielen schöne Berge im Umland ins Blickfeld und laden ein zu Ausflügen. In dieser losen Serie sollen sie vorgestellt werden. Nummer Vier in dieser Serie ist der Löbauer Berg bei Löbau.
Anfahrt
Mit dem Auto ist es einfach über die B6.
An der ersten Ampel in Löbau nach links. Hinter einem Tunnel kommt der untere Parkplatz zum Honigbrunnen. Man kann sowohl zum Honigbrunnen hinauf fahren, wie auch zur Turmgaststätte mit gusseisernen Turm. Die Auffahrt zum Turm geht über eine seperate Straße “hintenrum”. (Bitte ein Navi benutzen). Überall gibt es reichlich Parkplätze.
Löbau ist von Görlitz aus mit dem Zug erreichbar.
Für Fahrrad ist es eventuell schon ein bisschen weit (28,7 km). Der Streckenvorschlag ist Görlitz-Gersdorf, dann nach Rosenberg und von “hinten” hoch.
Ich habe das Auto genommen und mich für hoch wandern entschieden.
Am Parkplatz gibt es eine niedliche Erklärtafel.
Demnach hat man es beim Löbauer Berg ebenso mit einem zweigipflichen Berg zu tun, wie auch schon beim Rotstein.
In einem Schaukasten erfährt man bereits unten, wie Gaststätten und Turm geöffnet haben. Bei der Landeskrone hat man im Oktober 2022 erst oben erfahren, dass alles zu ist. So wie in Löbau, ist es doch vorbildlich. Auch das ein Zettel schafft, beide (konkurrierende) Gaststätten abzubilden. Ich nehme vorweg, dass der Löbauer Berg schafft, die Landeskrone komplett in die Tasche zu stecken. Und das nicht erst jetzt, wo alles geschlossen ist. Aber schauen wir mal weiter…
Aufstieg
Mein Weg führt an einer herrlichen Allee vorbei, die ein dichtes grünes Tunnel bildet.
Diese führt zu zwei beeindruckenden Rotbuchen.
Diese stehen am Siegerdenkmal, welches an die Kapitulation Napoleons im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 erinnert. Die entscheidene Schlacht war bei Sedan. Deswegen wurde ab dem Zeitpunkt der Sedan-Tag gefeiert. Zum 25. Sedan-Tag wurde das Denkmal 1895 aufgestellt. Geschichte, an die sonst im Umland niemand mehr erinnert. Wir finden einzig auf sehr vielen Dörfern Kriegerdenkmäler.
Heimatliebe als Antriebskraft nach Schiller.
Damit geht es rauf. Es erwarten den Wanderer zwei Gaststätten, ein Turm, ein Funkturm, ein erloschener Vulkan mit zwei Gipfeln, ein intakter Buchenmischwald (da hängt Löbau schon wieder Görlitz ab!), Basaltbrocken.
Der Weg führt neben der Fahrstraße entlang. Da brüllt bisschen die Sonne. (Auf den Fotos der Blick hoch und runter).
Hier oben sind dann auch die Autos von allen anderen. 😉
Der Honigbrunnen
1896 erbaut, bis 1991 betrieben, dann dem Verfall Preis gegeben, 1999 in der Silvesternacht abgebrannt. 2003 fand sich nach vielen Anläufen ein guter Investor. 2003 zu Männertag gab es die erste Außenveranstaltungen mit enormen Zulauf. Inzwischen wurde die Auffahrt erneuert. Und nun erstrahlt er in neuem Glanz. So muss doch eine Bergbaude aussehen, oder?
Von der Terrasse ergibt sich ein erster herrlicher Blick nach Norden.
Und da hier auch Hochzeiten stattfinden, macht sich die Liebe breit am Honigbrunnen in Form von Liebesschlössern.
Besonders niedlich fand ich ja die Liebe von Ronny & Mandy 2014, an denen inzwischen klein Luca 2014 und Pia 2018 bammeln. Manchmal klappts. Für alles andere gäbe es einen Bolzenschneider 😉
Bis hier hin absolut top!
UND: Den ganzen Winter brannte auf dem Honigbrunnen die Nachtbeleuchtung, während andere Städte ängstlich ihre Denkmäler im Dunkel ließen…
Aufstieg zum Turm
Für mich gehts weiter durch den schattigen Wald. Der sieht mir insgesamt nicht so zerdonnert aus, wie die Landeskrone. Ich erinnere mich an reichlich Holzeinschlag in den 2.000ern. Aber dann wurde offenbar vernünftig aufgeforstet. Heute sieht man kein kaputten Wald, der nach jedem Windhauch mit Sturmschäden zu kämpfen hat. Das Lebensalter der Buchen auf der Landeskrone war immer bekannt. Das hab ich schon in der Schule gelehrt bekommen. Gegenmaßnahmen Fehlanzeige. Aufräumen, aufforsten ebenso. Löbau macht vor, dass es geht!
Einen Anfang einer Rodelbahn an einer Treppe kennen wir auch von der Landeskrone. Nur nicht überdacht. Nur nicht gepflegt. Ich denke, die “in Betriebnahme” der Berge der Region für die Bevölkerung, liegt geschichtlich zeitgleich, wie so vieles. Deswegen finden sich auf allen Bergen die selben, vertrauten Strukturen.
Ihr versteht was ich meine mit dem nächsten Bild… Nur das wir auf der Landeskrone die alten Strukturen verloddern lassen, die unsere Ur-Ur-Großväter angelegt haben. Es ist natürlich leicht für alle zugezogenen Entscheidungsträger, sich nicht um sowas zu kümmern. Ihre Ur-Ur-Großväter waren es ja nicht. Ohne emotionale Bindung gibt es auch kein Bewusstsein für solche Dinge.
Und da issa: Der einzige Gusseiserne Turm von ganz Europa!
Hier mach ich nun Rast…
… und belese mich:
Die Turmgaststätte wurde 1854 eingeweiht. 1870 ging die Gaststätte an die Stadt Löbau. Verschiedene Pächter sorgten immer wieder für Erweiterungen der Anlage. Die jetzigen Besitzer investierten Fortwährend in das Gebäude. Exakt das, was nicht bei unserem Burghof auf der Landeskrone passiert ist!
Großes Lob an alle Menschen, die lieben und bewahren.
Der Turm auf dem Löbauer Berg
Dieser einzige Gusseiserne Turm von Europa wurde nach nur 2,5 Monaten Bauzeit 1854 eröffnet. Der Grund: Er kam in 6.000 Einzelteilen und musste nur montiert werden. Lego 1854 sozusagen. Es war damals ein Bäckermeister (Brettschneider), der diese Initiative startete. Zunächst mit Gegenwind, fand er dann doch Mitstreiter und konnte die Stadträte begeistern. Er widmete den Turm dem damaligen sächsischen König Friedrich August! Und so ist es also bis heute der “König-Friedrich-August-Turm”.
1965/66 wurde schon mal was Kleines repariert.
1993/94 erfolgte dann die Demontage, komplette Aufarbeitung und schließlich wieder die Errichtung.
Pflegen, bewahren, ehren!
Und so haben die Löbauer und ihre Gäste seit 1854 also den Leitspruch am Turm:
“Je weiter der Blick, desto freier das Herz.” DAFÜR steigt man auf Berge. Und auch, um die Orte die man kennt, gedanklich zu vernetzen. Es ist der Blick, wie Gott von oben auf die Welt. Oder eben wie ein Modellbauer auf seine Modellbahnplatte schaut. Es macht was mit einem. Hoffen wir, dass wir nicht allzu lange in Görlitz um diese Möglichkeit gebracht werden.
Der Turm ist eine absolute Zierde.
Er schwankt nicht. Er ist lediglich ein bisschen durchsichtig, falls jemand damit Probleme hat.
Die obere Plattform ist bei 24 Metern. Hier der Blick auf die Turmgaststätte.
Und dann der Blick von oben, der das Herz frei macht. Auf Löbau:
Auf den Funkturm auf dem Schafberg:
Auf den Rotstein und die Landeskrone, die mit dem Löbauer Berg fast in einer Linie sind.
Auf das Kraftwerk in Bogatynia/Hirschfelde und den Jeschken.
Auf die Lausche.
Auf die Miniaturwelt unter einem mit den winzigen Autos durch grün-goldene Felder.
Die obere Plattform. Es gibt insgesamt drei Möglichkeiten, aus dem Treppenhaus des Turmes heraus zu treten.
Der Löbauer Turm hat ebenfalls ein Gipfelbuch, wobei es Herr Kessner ist, der sie sponsort und aufbewahrt. Auch hier gibt es ergänzendes Ehrenamt zu dem, was Stadt und Pächter/Eigentümer der Bauden leisten. Ein Verein kümmert sich um die Wanderschilder. Und Herr Kessner um das Gipfelbuch.
Ich habe natürlich auch etwas reingeschrieben mit Datum 14.06.2023.
Funkturm auf dem Schafberg
Wo ich schon mal da war, hab ich mir das auch noch angeguckt. Wer sich mal fühlen will, wie eine Ameise, der muss sich diesen gigantisch hohen Turm angucken. Hier werden also Radiosender und Mobilfunk in die Landschaft verteilt.
Danach ging es den gleichen Weg wieder hinab zum Fuß des Berges.
Fazit
Top! Gepflegte Anlagen, baugeschichtlich absolut bedeutsam, gute Straßen, viele Parkplätze, Fernblick vom Feinsten (nur nicht auf Görlitz), alles restauriert, saniert, erhalten. Und alles geöffnet!
100 Punkte für den Löbauer Berg. Besser geht kaum!
In dieser Serie erschienen sind ebenfalls:
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