Das Scharfrichterhaus am Finstertor

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Auf dem Bild ist unser letztes noch stehendes Stadttor zu sehen, das Finstertor. Und das Haus mit dem Fachwerk steht schon außerhalb der Stadt. Das tat es nicht grundlos, denn darin wohnte der Scharfrichter. Heute würden wir Henker dazu sagen, das ausführende Organ unserer Gerichtsbarkeit also. Und der musste vor den Toren der Stadt wohnen, denn so richtig wollte niemand mit ihm zu tun haben. Tiefer ging es nicht auf der Standesleiter in einer Stadt. Nur die Rosenmädchen standen noch tiefer. (siehe Link)

Aber zurück zum Scharfrichter. Die Henkerskinder durften nicht in eine normale Schule gehen. Ein Henkerskind wurde also ebenfalls Henker. So ergaben sich ganze Familiendynastien von Henkern. Ein Henker durfte auch nichts verdienen. Es gibt Einträge in unseren Stadtbüchern, das Menschen Strafen bekamen, wenn sie etwas dem Henker verkauften. Er durfte sich lediglich bedienen und zwar am Hab und Gut seiner „Opfer“. Ringe, Klamotten, Münzen gingen nach seiner „Arbeit“ in seinen Besitz über. Und gehenkt wurde viel. Unser Henker war nicht arm.

Der Görlitzer Galgenberg hatte 4 Galgen. Wer mal in der Ecke ist wird sehen, das das Gelände hinterm Stadttor und Henkerhaus ansteigt. Ein echter Galgenberg war das. Und man ließ die Gehenkten da auch bisschen baumeln, damit Strolche gleich wussten, das in der ehrenwerten Stadt Görlitz „scharf gerichtet“ wurde. Übrigens musste unser Scharfrichter auch manchmal auf „Geschäftsreise“ im Sechs Städtebund. Ihr erinnert euch, das sich Kamenz, Bautzen, Löbau, Zittau, Lauban (heute Polen) und eben Görlitz zusammen getan hatten gegen die Raubritter. Und wenn es in diesen 5 anderen Städten mal an einem Scharfrichter mangelte, fuhr unserer rüber. Manches war schon immer gleich…

Heute ist das Haus und der Hof die Ausbildungsstätte der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Ein FSJ im Denkmalschutz findet auf dem Gelände statt. Siehe hier.

Vor Ort ist nichts Gruseliges mehr und doch beschleicht einen so ein kalter Schauer, wenn man mal dort ist… 😉
Ein Beitrag vom 15.6.2015, 182 Likes

Eure schönen Kommentare

” Also ich weiß noch das dort drin mal ein Jugendclub und ich dort oft zur Disco war….wenn ich mich nicht irre…Mitte der Achtziger “
> ” finstertorclub auch genannt 😀 “
> ” Stimmt. Ich war auch da “

” Finnstertorjugendclub in den Achzigern. Als ehemalige Görlitzerin dreh ich jedes Jahr meine Pflichtrunde und denke an längst vergangene Zeiten, so wie letzten Freitag. Eine tolle Stadt. Danke für die Information, sehr interessant. Lg aus Landshut. “

” In dem Haus hatten wir zu Kinder Tagen Weihnachtsfeier drin.War sehr schön da drin “

” Ein wahnsinnig idyllisches Plätzchen – tolles Gelände und tolles Haus – ich habe dort mein FJD gemacht – eines der schönsten Jahre die ich je hatte. Kann ich nur empfehlen. “

” Mein alter Jugendklub, lang ist es her aber viele schöne Erinnerungen 🙂 “

” Da war ich als Kind oft bei meiner Großtante, die Finstertor wohnte! “

” Da hinter war der Garten und der Schulgarten von meinem Kindergarten und der Schule meiner grossen Geschwister. “

” Vielen Dank für die ausführliche Information. “

” als ehemalige Görlitzerin, die seit 18 Jahren im Ausland lebt, danke ich für die vielen interessanten Informationen “

” Das gute alte Finstertor…und früher der Fini Club…man da war ich öfters breit…lach “

” Danke man lernt eben nie aus 😅 “

” Danke für die Antwort!
Nun habe ich wieder was gelernt 🙂 “

” Das ist das Finstertor, auch Armesündertor (Tor bei dem Totengräber) genannt. Nicht nur das letzte erhaltene Stadttor, sondern dort wurden die verurteilten Sünder durchgeführt. “


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