
Auch wenn Görlitz fast nicht in Kampfhandlungen verwickelt war, so war es doch Lazarett-Standort. Folglich kamen hier dennoch sehr viele verwundete Soldaten ums Leben. Gleichzeitig sucht man ein wenig vergeblich Erinnerungsorte für Görlitzer Kriegstote. Das erstaunt! Hier der Überblick:
Viele Kriege
Inzwischen gibt es in Görlitz Gedenkorte für die Kampfhandlungen rund um:
die Befreiungskriege von Napoleons Vorherrschaft 1813 (siehe Kugeldenkmal).
Es folgt 57 Jahre später der Deutsch-Französische Krieg 1870/71.
Der Frieden währt nur 43 Jahre, dann folgt der erste Weltkrieg 1914 bis 1918.
Es sind nur 21 Jahre Frieden, dann folgt der zweite Weltkrieg 1939-45.
Man staunt bei dieser Zeittafel, dass die Menschheit nicht lernt, was Krieg bedeutet. Nämlich Tod, Zerstörung, Schändung, Leid, Angst und immer neuer Hass. Also doch, die einfachen Menschen wissen das. Aber die Entscheidungsträger bleiben unverändert über die Jahrhunderte kriegsgeil. Und ein paar gestörte Lokal-, Landes- und Bundespolitiker tröten in das selbe Horn. Und dann beklatschen sich alle gegenseitig, wenn unsere Stadt im Jahr 2025 zum Rüstungsstandort wird. Vielleicht sollten alle stattdessen zu den Kriegsgräbern gehen und beginnen den Alten zuhören.
Ich will laut sagen: „Geh denken an den Ge-denk-orten!“
Zu oben genannten Kampfhandlungen bzw den Verstorbenen in Görlitzer Larzaretten gibt es folgende Kriegsgräber. (Nach Stadtteilen sortiert):
Kunnerwitz
Hier ruhen rund 150 Kriegstote aus den letzten Kriegstagen. Vermutlich alles keine Görlitzer.

Ich suche dann immer den Jüngsten, um den Wahnsinn von Krieg noch deutlicher zu zeigen: Heinz war 17! Jede Mutter, jeder Vater, der einen 17 jährigen Jungen zu Hause hat, kann fühlen, welch Kind er noch wäre, schickte man ihn mit einer Waffe an eine Front. Schon gleich gar nicht fürs Vaterland, für Sieg, für den Führer oder anderen Wahnsinn.

Rauschwalde
Rauschwalde hat 3 Anlagen für Kriegstote des 2. WK und eine für den 1. WK.

1. Der große russische Friedhof für Soldaten. Hier liegen 177 Menschen bestattet.



2. Ein kleinerer russischer Friedhof für 67 Zivilisten.


Besagte Sinnsprüche sind sehr bewegend. Sie lauten:
„Der Friede erwirbt und erhält den Besitz. Der Krieg dagegen verzehrt und verschleudert ihn.“
„Die Menschen, die nicht aus der Vergangenheit lernen, sind verdammt sie zu wiederholen.“
„Kriege, was auch immer ihr Ziel sein mag, schaden der ganzen Menschheit. Sie schaden auch den Völkern die Sieger bleiben.“
„Den Toten zur Ehr, den Lebenden zur Mahnung, den Kommenden zur Warnung.“
„Krieg wird oft erklärt und selten verstanden.“
„Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen oder ein Krieg setzt der Menschheit ein Ende.“
3. Und eine Anlage für 256 deutsche Soldaten. Keine Görlitzer, sondern Soldaten im Lazarett im Carolus.


Der Jüngste war auch hier zarte 17. Welch ein Wahnsinn!

Man kann nur immer wieder ganz entschieden „NEIN“ sagen zu Krieg:
4. Gedenkstein für die Opfer des 1. WK
Auf dem Diesterwegplatz steht diese Stele mit den Namen der getöteten Rauschwalderer zwischen 1914 und 1919. Für den 2. WK vermisst man die Namensliste im Stadtteil.




Deutsch Ossig
Die Denksteine der Deutsch-Ossiger wurden nach Kunnerwitz umgesetzt. Es ist für die getöteten Männer des Ortes im 1. WK.


Weinhübel
Weinhübel gedenkt sehr konkret seinen getöteten Einwohnern (Görlitzern) im 1. WK.

Der 2. WK ist schon nur noch „allgemein“ und Namenlos gehalten.

Städtischer Friedhof (alt)
Die Anlage für den deutsch-französischen Krieg 1870/71 befindet sich auf dem „Alten Friedhof“.

Gedacht wird 34 österreichischen, 4 sächsischen, 9 französischen und 144 preußischen Soldaten, die bei uns starben.




Städtischer Friedhof (neu)
Auf dem „Neuen Friedhof“ befindet sich die Anlage für den 1. WK.
474 deutsche Soldaten aus dem 1. WK sowie 64 Kriegstote aus der ehemaligen UdSSR und aus Polen fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Diese Anlage wird vor allem für das Gedenken zum Volkstrauertag genutzt.


Weiterhin ist hier die Anlage für den 2. WK. 586 Menschen aus aller Welt, die in Görlitzer Lazaretten starben, fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Diese Anlage wird häufig zum Gedenken am 8. Mai genutzt. (Kriegsende 2. WK).


Ludwigsdorf – Klingewalde – Ober-Neundorf
Ludwigsdorf ist mustergültig im Gedenken an SEINE Gefallenen. Hier sind wirklich die Einwohner des Dorfes (bzw des Kirchspiel, was drei Ortschaften umfasste), aufgelistet und ihnen wird gedacht. Diese Anlagen haben schon 2020 einen extra Beitrag bekommen, hier.



Zgorzelec
Hier sind mir zwei Gräberanlagen bekannt.
Zum einen die Anlage für die 2. Polnische Armee mit dem Piastenadler.
Zum anderen der russische Friedhof hinterm Stalag VIII 8.
Da es für beides bereits Texte gibt, hab ich sie verlinkt.
Nikolaivorstadt
Die Nikolaikirche wurde 1925 in eine „Gedenkstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs“ umgewandelt. Der Innenraum trägt als Wandbemalung die Namen, Dienstrang, Regiment und Todesdaten der Verstorbenen des 1. WK.
In der „Alten Trauerhalle“ oberhalb des Nikolaifriedhofes gibt es die Ausstellung „Zu guter Letzt“. Eine Ecke dabei beschäftigt sich mit der Trauerkultur um Kriegsopfer. Man muss schon sagen, Trauer-Industrie. Auf Vordrucken musste nur noch der Name eingetragen werden. Überall dominiert Ideologie mit Worten wie „fürs Vaterland“, „unsere Helden“, „Ruhmreich“. Das Krieg ein elendes Morden ist und fast immer mit dem Tot, Verletzungen und seelischen Schäden endet, wurde den Angehörigen zu keiner Zeit aufs Brot geschmiert.

Mehr über die Entstehung der Ausstellung.
Und hier die Termine 2025.
Fazit
Menschen aus aller Welt finden ihre Angehörigen auf Görlitzer Friedhöfen. Inzwischen wird nur noch selten in Görlitz jemand bestattet, der ganz wo anders wohnhaft war. Selbst Länderübergreifend werden Särge bzw Urnen heute ins Herkunftsland zurück geschickt.
Görlitzer finden kaum ihre Angehörigen in den offiziellen Gedenkanlagen. Wirkliche Orte, um den eigenen Gefallenen bzw Verschollenen zu gedenken, hat die Stadt Görlitz kaum geschaffen.
Wohl aber auf den Dörfern bzw eingemeindeten Dörfern, wo Heimatvereine und Kirchenmitglieder, vielleicht auch Feuerwehrkameraden ein Denkmal gesetzt haben, kommt man bei Nachforschungen nach Familienangehörigen weiter. Hier haben Angehörige vor Ort auch eine Stelle, wo sie ihre Trauer hintragen können.
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